Corona-Schwerpunktimpfungen ausweiten - in Neukölln und anderswo

Im Rahmen eines gemeinsamen Pilotprojekts von Senat und Bezirksamt Neukölln konnten sich die Bewohner:innen der High-Deck-Siedlung, der Weiße Siedlung sowie des südlichen Kiehlufers in der Zeit vom 14. bis 16. Mai ohne vorherige Anmeldung gegen Corona impfen lassen. Die Impfungen wurden durch mehrere Impfteams der Senatsverwaltung für Gesundheit in der Turnhalle der Schule an der Köllnischen Heide (Hänselstr. 6) durchgeführt. Der Ansturm auf das Impfangebot war - wenig überraschend - überwältigend. Über 2.000 Menschen konnten geimpft werden. Die eigentliche Zielgruppe wurde jedoch kaum erreicht. Das Bezirksamt zeigte sich im Nachgang durchaus selbstkritisch: „Das Ziel, sozial und gesundheitlich benachteiligte Bevölkerungsgruppen zu erreichen, wurde aber leider verfehlt“, heißt es in einer Pressemitteilung des zuständigen Bezirksstadtrats für Gesundheit, Falko Liecke (CDU).

Die Fraktion DIE LINKE in der BVV Neukölln begrüßt die kritische Selbsteinschätzung des Bezirksamts und setzt sich für eine Fortsetzung der Schwerpunktimpfumgen in Neukölln und anderen sozialen Brennpunkten ein. Impfschutz darf kein Privileg der Besserverdienenden sein. Die Ansprache an die Zielgruppe muss ausgebaut werden und in Zukunft sollten mehr Sprachmittler dabei sein. Leider ist jedoch trotz der immens hohen Nachfrage aufgrund eines Mangels an Impfstoff kein neuer Termin angesetzt. Eine Freigabe der Patente auf die Corona-Impfstoffe könnten diesen Mangel beheben. Mittlerweile hat sich auch US-Präsident Joe Biden für die Initiative Indiens und Südafrikas für eine Aufgabe des Patentschutzes für die Impfstoffe in der Welthandelsorganisation ausgesprochen. Insbesondere die Bundesrepublik sperrt sich jedoch gegen diesen Vorstoß und schützt auch in der gesundheitlichen Krise die Profitinteressen der Pharmaindustrie.

Dabei ist es nicht nur die gesundheitlich benachteiligte Bevölkerung in Deutschland, die dringend auf Impfangebote angewiesen ist. Denn während etwa in Deutschland bis zum Spätsommer jede und jeder Einwohner:in ein Impfangebot erhalten soll, konnten viele Länder in Afrika, Asien und Südamerika aufgrund von Impfstoffmangel bisher gar nicht erst mit dem Impfen beginnen. Die reichsten Länder der Welt, die knapp 16 Prozent der Weltbevölkerung ausmachen, haben sich laut einer kürzlich im Lancet veröffentlichten Analyse 70 Prozent der 2021 verfügbaren Dosen der fünf führenden Impfstoffe gesichert. Aber nur, wenn die Pandemie weltweit erfolgreich bekämpft wird, kann die Gefahr weiterer Mutationen des Virus gebannt werden.