Kinderarmut in Deutschland: Endlich handeln!

Mehr als jedes 5. Kind wächst in Deutschland in Armut auf, so belegt es eine aktuelle Bertelsmann-Studie zu dem Thema. Das sind 2,8 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Für zwei Drittel von ihnen ist es ein Dauerzustand: Sie leben mindestens fünf Jahre durchgehend oder wiederkehrend in Armut.

Die Coronakrise, so die Prognose, wird das seit vielen Jahren ungelöste Problem nur noch verschärfen. Besonders Kinder und Jugendliche im SGB II-Bezug sind von Armut betroffen.

Armut bedeutet eine krasse Begrenzung des sozialen Lebens: Die betroffenen Kinder und Jugendlichen schlagen Einladungen zu Geburtstagen aus, laden seltener Freund*innen zu sich nach Hause ein und sind seltener Mitglied in Vereinen.

Armut führt außerdem zu Benachteiligungen bei der Bildung: Den betroffenen Kindern und Jugendlichen fehlt der Rückzugsraum zu Hause oder ein eigener Computer mit Internetanschluss. Ihre Noten sind häufig schlechter – und selbst bei gleichen Leistungen bekommen sie seltener eine Gymnasialempfehlung.

Unsere sozialpolitische Sprecherin Doris Hammer:

„Armut verursacht Ausgrenzung, Scham und massive Bildungsnachteile. Es ist ein Skandal, dass mehr als jedes 5. Kind in einem reichen Land wie Deutschland in Armut aufwächst. Auch hier in Neukölln ist das ein enormes Problem.

Das Hartz IV-System trägt zu dieser unhaltbaren Situation bei. Die neuen, weiterhin kleingerechneten Regelsätze werden keine Abhilfe schaffen. Wir brauchen eine sanktions- und armutsfreie Mindestsicherung, um Familien aus der Armut zu holen.

Und wir brauchen dringend Schul- und Freizeitangebote, welche finanzielle Ungleichheiten ausgleichen. Aktuell müssten beispielsweise Angebote für kostenfreie professionelle Nachhilfe gemacht oder Bildungs- und Teilhabeleistungen hierfür aufgestockt werden. Auch der vom Gesetzgeber beschlossene Betrag von 150 Euro für Computer ist überhaupt nicht ausreichend – das haben bereits mehrere Sozialgerichte bestätigt.“

Hier geht es zur Studie.