Neukölln freut sich über Lucy-Lameck-Straße

Mit einem Festakt wurde die Wissmannstraße in Lucy-Lameck-Straße umbenannt. Die offizielle Umbenennungszeremonie fand im Garten von Oyoun statt. Im Anschluss an die Begrüßungsreden erfolgte die offizielle Enthüllung des Namensschildes an der Ecke Karlsgartenstraße. Zum Abschluss fand im Garten von Oyoun eine Performance der Gruppe Out Of Time Embassy statt. Mit dabei für Fraktion DIE LINKE waren Doris Hammer und Ahmed Abed.

Unter den Teilnehmer:innen befand sich auch Mnyaka Sururu Mboro von Berlin Postkolonial e.V. Er hat sich seit 2005 für die Umbenennung der Wissmannstraße eingesetzt. Darüber hinaus fordert er aber auch die Rückführung menschlicher Gebeine, die während der deutschen Kolonialzeit verschleppt wurden und sich bis heute in den Sammlungsbeständen deutscher Institutionen befinden. Leider hat sich die Bundesrepublik immer noch nicht bei den Nachfahren der Opfer des Kolonialismus entschuldigt. Die neue Lucy-Lameck-Straße wird hoffentlich an diese Leerstelle in der deutschen Aufarbeitungspolitik erinnern und zu weiteren Handlungen mahnen.

Lucy Lameck war eine tansanische Politikerin und engagierte sich im antikolonialen Kampf für die Unabhängigkeit ihres Landes. 1934 in ärmeren Verhältnissen geboren, wurde sie 1965 ins Parlament Tansanias gewählt. In zahlreichen Initiativen und Gesetzesvorlagen setzte sie sich für die Verbesserung der Situation von Frauen ein. Sie blieb bis zu ihrem Tod im Jahr 1993 in der Politik und war zeitweise stellvertretende Gesundheitsministerin.

Tansania war mehrere Jahrzehnte lang Teil der deutschen Kolonie Deutsch-Ostafrika. Hermann von Wissmann war zwischen 1895 und 1896 Gouverneur der Kolonie und verantwortete die brutale Niederschlagung des Widerstands der ostafrikanischen Küstenbevölkerung.

Die Umbenennung in Lucy-Lameck-Straße wurde am 25.11.2020 nach einem längeren Namensfindungprozess durch die BVV Neukölln mit den Stimmen von LINKE, Grünen und SPD beschlossen.