„…und die im Dunkeln sieht man nicht.“

 

Marco Reckinger alias  „CRCKSN“ war für viele im Kiez bis zu seinem Tod sichtbar.

Für unser Hilfesystem in seiner jetzigen Form leider nicht.

Aber wer oder was genau hätte seinen Tod auf der Herrfurthstraße verhindern können?

Sozialarbeiter waren vor Ort, Betreuer bestellt, der Sozialpsychatrische Dienst von Marco mehrfach abgelehnt. Er habe „…hier in dieser Ecke…weniger Angst…“ gab er zur Antwort, wenn man ihn einweisen wollte.

Nun gibt es einen Einweisungsanspruch aber keinen Zwang für Menschen, die auf der Straße leben, sich unterbringen zu lassen. Im Rahmen seines grundgesetzlich geschützten Individualrechts darf jeder auf diesen Anspruch verzichten, auch wenn er sich dadurch selbst gefährdet.

Scham ist ein wichtiger Grund, dass Hilfe nicht angenommen werden kann. Der frustrierende Kontakt mit Behörden und ein unsensibler Ton der Bearbeiter schrecken viele ab.

Doch wie tatsächlich helfen? Doris Hammer hat der Tod von Marco ebenso tief bewegt wie viele Neuköllner*innen. Für sie und für die Linksfraktion in Neukölln ist klar, dass die niedrigschwelligen Angebote im Bürokratenjungle nicht ausreichen. „Deshalb streiten wir…“ so die stellvertretende Fraktionsvorsitzende, „… in der nächsten BVV Sitzung für ein interdisziplinäres Netzwerk mit fachübergreifendem Vorgehen. Wir wollen eine Art Runden Tisch, an dem sich Sozialarbeiter, Psychologen und ehemalige Obdachlose zusammensetzen und kooperieren können.“

Marco fiel auf aber auch durch die Maschen eines Netzes aus Notunterkünften, Wärmestuben und psychatrischen Einrichtungen. Nun fehlt er vielen.

Sein Tod ist ein Mahnmal – gute Reise Marco.