Vorbereitung auf eine drohende Omikron-Welle in Neukölln

Georg Frankl

Kleine Anfrage

1. Welche Erkenntnisse hat das Bezirksamt zur Verbreitung der sogenannten „Omikron-Variante“ in Berlin und Neukölln?

Zum jetzigen Zeitpunkt wird ein Großteil der Infektionen durch die Deltavariante verursacht. Allerdings steigt die Zahl der Fälle mit Infektion durch die Omikron-Variante in den letzten Wochen deutlich an und wird vermutlich noch Mitte Januar die vorherrschende, dominante Variante sein.

Am 04.01.2022 gab es 1234 bekannte Fälle in Berlin davon 118 Fälle in Neukölln. Gezählt werden nur Fälle, bei denen ein Nachweis mittels Gesamtgenomsequenzierung oder ein labordiagnostischer Verdacht mittels variantenspezifischer PCR eine Infektion mit Omikron zeigte. Fälle bei denen durch die Fallermittlung ein epidemiologischer Hinweis auf die Variante besteht werden nicht gezählt.

Zwischen der ersten Meldung eines Falles und dem Laborergebnis über das Vorliegen der Omikron-Variante können mehrere Tage liegen. Dadurch geben die Zahlen kein aktuelles Bild der Lage wieder und es wird noch Nachmeldungen geben.

Zusätzlich ist zu beachten, dass während der Feiertage und zum Jahreswechsel meist weniger Personen einen Arzt aufsuchen und keine Screenings am Arbeitsplatz, in der Schule und in Kitas durchgeführt werden, dadurch werden weniger Proben genommen und weniger Laboruntersuchungen durchgeführt werden. Dadurch werden weniger Erregernachweise an die zuständigen Gesundheitsämter gemeldet.

2. Welche Erkenntnisse hat das Bezirksamt zur Infektiösität und Gefährlichkeit der sogenannten „Omikron-Variante“?

Die besorgniserregende Varianten des SARS-COV-2 erhöht die pandemische Gefährdungslage in zweifacher Hinsicht. Einerseits ist die Dynamik der Transmission und damit der Infektionen stark erhöht und damit besteht eine erhöhte Belastung des Gesundheitsversorgungsystems. Andererseits zeigen die bisherigen Vakzine eine abgeschwächte Effektivität.

Bisherige epidemiologische Daten zu Symptomen deuten auf eher milde Verläufe bei Infizierten mit vollständiger Impfung bzw. Auffrischimpfung. Abschließende valide Daten hierzu liegen jedoch noch nicht vor. Insbesondere das Risiko für ungeimpfte Personen ist weiterhin sehr hoch.

3. Welche Vorbereitungen und Maßnahmen ergreift das Bezirksamt angesichts einer bevorstehenden Omikron-Welle mit Blick auf die stark erhöhte Infektiösität und den deutlich verringerten Impfschutz?

Derzeit werden die Meldungen von Infektionen mit der Omikron-Variante priorisiert bearbeitet, sodass eine Kontaktnachverfolgung und ein Containment größtenteils möglich ist. Abweichend vom Vorgehen bei der Delta-Variante, entfällt für immunisierte Personen, die mit der Omikron-Variante infiziert sind die Möglichkeit sich vorzeitig aus der Isolation freizutesten. Außerdem müssen sich auch immunisierte Kontaktpersonen in Quarantäne begeben. Eine Möglichkeit der Freitestung entfällt auch hier.

Zusätzlich zu diesen Änderungen in den Isolations- und Quarantäneregelungen, wurde im Dezember eine Prozessumstellung umgesetzt, wodurch es möglich ist auf sehr hohe Inzidenzen zu reagieren, indem die Kontaktaufnahme nicht mehr telefonisch, sondern per E-Mail erfolgt. So kann gewährleistet werden, dass alle positiv getesteten Personen zeitnah informiert und kontaktiert werden. Durch die schnellere Bearbeitung der Einzelfallmeldungen, ist es dann möglich priorisierte Gruppen (aufgrund hoher Vulnerabilität/Alter oder Nachweis der Omikron-Variante) telefonisch und gründlich zu bearbeiten. Je nach Inzidenz, Vorkommen der Omikron-Variante, kann anhand eines Stufenplans reagiert werden.

4. Wie bewertet das Bezirksamt die mit der Verbreitung der Omikron-Variante einhergehenden gesundheitlichen Risiken für die Neuköllner Bevölkerung mit Blick auf den Hospitalisierungsgrad und die Intensivbettenbelegung im Vergleich zu vorhergehenden Varianten des Corona-Virus?

Trotz einiger Hinweise auf eine reduzierte Krankheitsschwere bei Infektionen mit Omikron-Variante kann aufgrund der höheren Infektiösität und daraus resultierenden Verbreitung ein Anstieg der Krankenhauseinweisungen und eine hohe Belastung der Intensivstationen noch nicht ausgeschlossen werden.

Ein weiterer Faktor, der durch Omikron wieder mehr in den Vordergrund rückt, sind die Gefahr von nosokomialen Infektionen und Infektionen bei vollständig geimpften Krankenhauspersonal. Das kann zu einer Reduzierung der Bettenkapazität durch Personalmangel aufgrund von Erkrankung oder Quarantäne führen.

5. Wie schätzt das Bezirksamt angesichts möglicher Szenarien für die Ausbreitung der Omikron-Variante die Wahrscheinlichkeit für einen erneuten harten Lockdown in Berlin ein?

Dies wird Gegenstand der Beratungen von Bund und Ländern Ende dieser Woche sein.

6. Welche Maßnahmen ergreift das Bezirksamt, um Apotheken, Arztpraxen, Pflegeheime- und -dienste sowie das Krankenhaus Neukölln bei der Vorbereitung auf die bevorstehende Omikron-Welle zu unterstützen?

Für die oben genannten Bereiche gibt es direkte Ansprechpersonen und zuständige Teams im Pandemiestab. So kann eine schnelle Bearbeitung von Anfragen gewährleistet werden und Positivmeldungen oder Ausbrüche bei Patient*innen oder beim Personal können mit höchster Priorität bearbeitet werden.

Durch die Bereitstellung von Quarantänebroschüren, soll außerdem Arztpraxen und Teststellen bei der Informationsbereitstellung, insbesondere für positiv getestete Personen, geholfen werden.

7. Woher bezieht das Bezirksamt Expertise zur Erarbeitung und Aktualisierung von Szenarien für den weiteren Verlauf der Pandemie?

Ein aktueller Lagebericht wird täglich durch Mitarbeiter*innen des Pandemiestabs erstellt. Dafür dienen wissenschaftliche Publikationen, Berichte und Zahlen des Robert-Koch-Instituts und eigene Auswertungen als Grundlage.